Ein Kommentar
Die AfD gewinnt stetig an Stimmen, zweistellig in Brandenburg und in Thüringen. Mit Europaskepsis punktet man mittlerweile, so sieht es nun auch Spiegel Online, insbesondere Jan Fleischhauer. In seinem Artikel „Lasst die Deutschen zahlen“ erkennt man gar eine leichte Hetzte gegen die EU, aber insbesondere gegen unseren Nachbarn Frankreich. In diesem Gegenkommentar soll aufgezeigt werden, warum wir Europa brauchen, warum wir dafür kämpfen sollten.
Jan Fleischauer schreibt in seinem Artikel folgenden Satz:
„Herr Juncker will uns glauben machen, dass ausgerechnet dieser Pariser Schuldenkönig in Zukunft seinen Parteifreunden in den Arm fällt, wenn sie auf Kosten des deutschen Nachbarn ihre Wohlfahrtspolitik fortsetzen.“
Damit bezieht er sich auf die Ernennung des Franzosen Pierre Moscovici, als neuer EU-Währungskommissar. Alles gut und schön, aber „Wohlfahrtspolitik“? Auf kosten von uns? Kommt einem das bekannt vor? Die AfD wirbt mit Slogans „Mut zu D(EU)TSCHLAND“, aber was bedeutet Mut zu Deutschland heute? Bedeutet es wieder kleinstaatlich zu denken, wieder einen Nationalstaat, mit allen Rechten, zu fordern? Nein, Mut bedeutet im Angesicht einer Krise treu zu handeln, nach Prinzipien. Unsere Brüder und Schwestern in Frankreich würden sagen, Mut bedeutet „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ mit allen Mitteln zu beschützen. Es bedeutet nicht, immer die leichteste aller Möglichkeiten zu wählen. Denn diese würde auf Dauer nur noch mehr Zwist in die Staatengemeinschaft bringen. Die leichteste Möglichkeit, Herr Fleischhauer, ist es nicht zu sagen:
„Dass Frankreich nur dann zu alter Größe zurückfindet, wenn Deutschland wieder kleiner wird, darauf kann man sich in Paris sofort einigen.“
Die Welt hat sich verändert, zum Guten und zum Schlechten. Die EU ist ein Teil des Guten. Sie bringt und brachte ehemalige Feinde zueinander. Nun stimmt es, dass es einigen Länder der EU schlechter geht als Anderen und es stimmt, dass Deutschland der Hauptzahler wird. Ich frage: Ist das schlimm?
Wenn man das alles in einem kleineren innerdeutschen Kosmos betrachtet, ist Berlin nicht Griechenland (arm aber sexy), Nordrhein-Westfalen nicht Frankreich? Ist Bayern dann nicht Deutschland? Hierzulande gibt es einen Länderfinanzausgleich, auf Europäischer Ebene nicht. Es wird immer Länder geben, die stärker sind als Andere. Es wird immer Kommunen geben die stärker sind als Andere. Doch solange alle zusammenhalten, wird es keine großen Probleme geben.
Probleme gibt es indem man bestehende Ressentiments verstärkt. Europa haben Politiker und Bürger lange Zeit aufgebaut, gepflegt. Nun kommen Parteien, die es versuchen mit aller Macht niederzureißen und keiner steht auf und sagt „Ich bin stolz Deutscher und Europäer zu sein“. Seit beginn dieses Jahres werden oft Parallelen zu dem Beginn des ersten Weltkriegs entdeckt und vermutet. Der erste Weltkrieg entsandt auch dadurch, das man seinen Nachbarn nicht kannte, ihm nicht vertraute und sich auf alte Vorurteile stützte.
Wir sollten aus der Geschichte gelernt haben, anstatt sie wiederholen zu wollen. Ja, es wird ein Franzose Währungskommissar und im selben Zug wird ein Deutscher Kommissar für Digitalwirtschaft. Wir haben in Deutschland, das zeigte die Neuland-Diskussion, wahrlich das beste und schnellste Netz und am meisten Ahnung. Weiter hat Herr Oettinger als Energiekommissar wahrlich die besten Voraussetzungen dafür, mindestens ist er genauso dafür qualifiziert wie Herr Moscovici.
„Ein „Weiter so wie bisher“ werde es mit ihm nicht geben, hat „Mosco“ in seinem Blog unter dem Titel „Stolz und Verantwortung“ geschrieben: Die EU brauche eine Neuausrichtung, um die Menschen mit Europa zu versöhnen. Wenn ein Franzose an Aussöhnung denkt, ließe sich dazu mit Augstein sagen, ist das meist gut für Frankreich, aber schlecht für Deutschland.“
So wird Hass gesät, wieso muss etwas was gut für Einen ist, gleich immer schlecht für einen Anderen sein. Sagen Sie, war die EWG keine brillante Idee, sie brachte einander näher. Der Euro war die Kirsche auf der Torte, doch durch eine Politik die Europa nicht mehr als Projekt der Völkerverständigung sieht, wurde er schwächer. Gar zum Symbol des Hasses, auf ein Brüssel das mehr Zeit damit verbringt sich zu überlegen, wie der perfekt Staubsauger sein sollte, als auf die Straße zu gehen und den Bürger näher zu sein.
Im Fazit schließe ich ab: Hass sät Feindschaft sät Krieg. Es ist egal, wer Finanzkommissar ist solang er seine Arbeit im Sinne des Europäischen Volkes macht. Doch geht es mit der Hetzt so weiter, ist es schnell vorbei mit Europa, wie wir es kennen. Wenn man Grenzen dort aufstellen will, wo sie erst abgerissen wurden, hat das Projekt das Zukunft und Friede verinnerlichte ausgedient.
Fotos: Quelle (c)
Weitere Artikel
Europa: In Vielfalt geeint
Interview: „Nach unseren Analysen ist TTIP eine Gefahr“
TTIP, TISA, CETA – Was steck dahinter
Fact-Checking: Fünf Fakten zu TTIP
Europa: Verlorene Union
Die Europawahl in Zahlen
Fakten rund ums EU-Parlament
Die EU-Skeptiker Teil I
Die EU-Skeptiker Teil II

Guter Artikel.
Ich weiß auch nicht, warum dieser EU-Hass immer so geschürt wird. Eine gewisse Wählergruppe scheint wohl darauf anzusprechen.
Fakt ist doch, dass kein anderes Land so von der EU profitiert hat wie Deutschland. Darüber berichtet sogar die konservative „Welt“: http://www.welt.de/wirtschaft/article130625875/Kaum-einer-profitiert-so-von-der-EU-wie-Deutschland.html
Und gleich wieder daran zu denken, unsere Nachbarn fallenzulassen, wenn es mal schlecht läuft, ist wirklich ein Armutszeugnis. Aus großer Kraft folgt große Verantwortung, das wusste schon Spiderman und das sollte auch Deutschland wissen. Es ist echt schwach, wenn man diese Verantwortung nicht annehmen möchte.