Es besteht keine Einigkeit bei der Klimaerwärmung – zumindest nicht wenn es um die Grenze geht. Zwei Grad sollen das Maximum sein, doch warum?
Schon lange ist das Ziel, die Erderwärmung nicht auf ein Niveau von mehr als zwei Grad Celsius gegenüber vorindustrieller Zeit steigen zu lassen, ein zentrales Element in der Klimapolitik. Beim Klimagipfel in Cancún im Jahr 2010 wurde dieses Ziel erstmals von der Staatengemeinschaft offiziell anerkannt. Auch bei der Klimakonferenz in Paris, die am 30. November 2015 startet, wird dieser Wert eine entscheidende Rolle spielen.
Keine Einigkeit bei Wissenschaftlern
Selbst wenn die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf zwei Grad Celsius begrenzt werden kann, ist das noch keine Garantie, dass dieser Anstieg nicht trotzdem zu katastrophalen Folgen führen kann. Deswegen fordern viele Wissenschaftler eher eine Begrenzung auf maximal 1,5 Grad Celsius. Davon wurde ein Erwärmung um 0,85 Grad bereits 2012 erreicht. Dieser Wert wird deswegen von Vielen als unrealistisch abgelehnt. Selbst das zwei Grad Ziel kann laut der Aussage vieler Wissenschaftler nicht mehr erreicht werden.
Wissenschaftlich gesehen existiert eine absolute Grenze nicht. Jeder Temperaturanstieg erhöht letztendlich das Risiko und die Intensität, mit denen sich die klimatischen Folgen auf das Leben auf der Erde auswirken. Deutlich macht diese ein Diagramm, das „Burning Embers“ genannt wird und eben jene Risiken in Abhängigkeit zur Klimaerwärmung darstellt.
Herkunft der Grenze
Zuerst wurde die zwei Grad Grenze von dem Ökonomen William Nordhaus 1975 erwähnt. Er nutzt diese Grenze als Grundlage für seine Kosten-Nutzen-Rechnung und argumentierte, dass bei einer Erwärmung von mehr als zwei Grad ein Wert überschritten würde, der seit mehreren hunderttausend Jahren nicht mehr überschritten wurde. Basierend auf dieser Überlegung argumentierten Ökonomen auch später, dass die wirtschaftlichen Folgekosten der Klimaerwärmung größer wären, als die Kosten, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen.
Erst viel später wurde diese Grenze in den politischen Diskurs eingebracht. In einem Bericht des AGGG (WMO/ICSU/UNEP Advisory Group on Greenhouse Gases) aus dem Jahr 1990 hieß es, dass eine Klimaerhöhung um mehr als zwei Grad katastrophale und unvorhersehbare Folgen hätte. Der WBGU (Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen) nahm 1995 beide Argumente auf. Der Vorsitzende des Beirats konnte Angela Merkel, damalige Umweltministerin, von der zwei Grad Grenze überzeugen. Schon 1996 übernahm der der EU-Rat das Limit als Standard für die Klimapolitik.
Der Nutzen des 2-Grad-Ziels
Obwohl viele Wissenschaftler das zwei Grad Ziel nicht für ausreichend halten und es von vielen auch als nicht mehr erfüllbar angesehen wird, wurde es bisher nicht korrigiert. Es dient weiter als Diskussionsgrundlage für den Klimagipfel in Paris. Dabei ist es weder die Maximalgrenze, noch ein Allheilmittel.
Der Nutzen liegt darin, ein greifbares Ziel zu haben, auf das man hin arbeiten kann. Dieses Ziel ist sowohl für die Politik, als auch für die Bevölkerung leicht verständlich, basiert aber trotzdem auf wissenschaftlichen Überlegungen. Auch wenn kein Konsens herrscht, so hat sich das zwei Grad Ziel bei den verschiedenen Akteuren, egal ob Ökologen, Ökonomen oder Politikern, doch stets gehalten. Ein konkretes Ziel ist ein Schritt in Richtung der konkreten Maßnahmen, die man sich von der Klimakonferenz in Paris erhofft.
