Die Häuser liegen in Schutt und Asche, die Moral der Soldaten ist auf einem Tiefpunk und stetige internationale Gespräche führen zu keinem andauernden Frieden.
Eine Woche alt ist das MINSK II Abkommen und schon ist es gescheitert. Waffenstillstand und Abzug der schweren Geräte, nichts ist passiert. Nur das Sterben geht weiter. Tausende Menschen verloren in dem andauernden Kugelhagel ihr Leben, genaue Zahlen gibt es nicht. Ein Krieg der mit allen mittel ausgefochten wird, Waffen, Gütern, Ideologien und Informationen. In einer offiziellen Stellungnahme von Russland, nannte Putin den Ukraine-Konflikt einen „Informationskrieg“, man müsse die Hoheit über die Informationen erlangen. Ein anderes, unschöneres Wort dafür lautet: Propaganda. Eine mittlerweile beidseitige Propaganda, ein schönes schwarz-weiß denken hat sich etabliert. Entweder ist man für die einen oder für die anderen – für beide oder keinen, das geht nicht.
Dabei ist die Situation in der Ukraine vielschichtiger und undurchsichtiger. Warum ist zum Beispiel Debalzewe so wichtig und warum ziehen sich die ukrainischen Truppen genau jetzt zurück, wo es doch vor kurzem noch hieß dass man diese Stadt um jeden Preis halten muss.
VIDEO: Nachgefragt – Straßenumfrage: Was muss in der Ukraine geschehen
Darum ist Debalzewe so wichtig
Der ukrainische Fernsehsender „Hromadtske TV“ zeigte Vorgestern bildern von den, sich zurückziehenden ukrainischen Soldaten. Die Gesichter hängen tief, ausgelaugt, verbittert und ohne Verständnis für ihren Präsidenten sind sie. Ein Soldat mit schwerem Gerät und vermutten Gesicht sagt dem Reporter: „Das war’s, der Krieg ist verloren, wir ziehen ab.“ Eine Ohrfeige für die militärische Führung. Doch der Soldat ist nicht alleine mit seiner Meinung. „Unsere Männer der 128. Brigade haben seit fünf Tagen nichts gegessen. Wir haben keine Munition mehr und sonst auch nichts“, sagt sein junger Kamerad mit voller Verbitterung.
Debalzewe ein kleines Städtchen mit 25.000 Einwohnern, eine Eisenbahnerstadt im Osten der Ukraine. Die Eisenbahnlinien machen diese kleine Stadt so immens wichtig, besonders für die Separatisten. Für sie ist nun der Weg nach Russland frei. In der Stadt befindet sich ein wichtiger Bahnknotenpunkt, der die Ost- und Südostukraine nach Norden hin mit Russland verbindet. Mit der Bahn kann man von der Debalzewe bis nach Moskau fahren. Hinzu kommen zwei Fernstraßen die an der Eisenbahnerstadt vorbeiführen, wichtige Lebensadern für die selbsternannten „Volksrepublik“. Mit dem Eroberung von Debazewe können Güter, Waffen und Männer zwischen Russland und den Gebieten von „Neurussland“ hin und her transportiert werden.
Warum mussten sich die ukrainischen Truppen dann zurückziehen, besonders da ein Waffenstillstand im MINSK II vereinbart wurde. Die Tageszeitung „Komsomalskaya Prawda schrieb dazu: „Es spricht vieles dafür, dass Poroschenko mit dem Deal, den Separatisten die Stadt Debalzewe zu überlassen, Putin entgegengekommen ist.
Nun werden sicherlich einige sagen, Putin hat damit nichts zu tun – der Westen ist schuld – lasst Putin aus dem Spiel etc. Klar Putin ist nicht der Sündenbock als der er immer wieder hingestellt wird, sicher sind auch die EU und USA mit Schuld, doch eine Frage bleibt. Warum vertritt Russland immer die Separatisten. In Minsk sprach Putin im Namen der Separatisten, davor verteidigte Außenminister Lawrow die Interessen der „Aufständischen“.
In einem Interview sagte er: „„Um eine weitere Spaltung der Ukraine zu verhindern, ist es prinzipiell wichtig, dass sie den blockfreien Status beibehält.“ Die Ukraine verkommt immer mehr zu einem Spielball der Mächtigen, zu einem neuen Stellvertreterkrieg – zu allem was man auf europäischem Boden dachte nicht mehr zu erleben.
Bild I und Titelild: Flickr / Iv Bogdan
Bild II: Flickr / Eugene Lata
