Sie beeinflussen die Politik in ihrem Interesse. Kaum jemand weiß wirklich viel über die Denkfabriken und die einzelnen Unterschiede der drei Formen. Wir erklären euch die Denkfabriken.
Als Denkfabrik, engl. Think Tank, werden Institute bezeichnet, die durch Erforschung, Entwicklung und Bewerbung von politischen, sozialen und wirtschaftlichen Konzepten und Strategien, Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung nehmen und sie so im Sinne von Politikberatung fördern. Einige Denkfabriken vertreten dabei eine bestimmte politische oder ideologische Linie, die aggressiv beworben wird, um politische Debatten zu beeinflussen.
Zu den wichtigsten Funktionen von Denkfabriken zählt die Präsentation von Forschungsergebnissen und das Agenda Setting. Die Forcierung einer öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte und die Beratung von Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit sind zentral. In den Vereinigten Staaten dienen Think Tanks der Ausbildung eines Pools von Experten, die später durch den Drehtür-Effekt als Regierungsbeamte Teil der Verwaltung werden. In Deutschland verlieren die Parteien an ihrer Bedeutung und die Denkfabriken besetzen die Nische zwischen Politik und Wissenschaft. Dabei spricht man auch von einer „Verwissenschaftlichung“ der Politik.
Die Hauptaufgaben der Think Tanks sind Informations- und Ideengewinnung, Informations- und Ideenverbreitung, Allokations- und Netzwerkfunktion und der Elitentransfer.
Man kann verschiedene Typen von Denkfabriken unterscheiden:
„Advokatorische Denkfabriken“
„Akademische Denkfabriken“
„Staatliche Denkfabriken“
Video: ThinkThanks – Kurz und präzise erklärt
Doch was genau machen sie nur? Am besten erklärt man dies an zwei Beispielen:
Beispiel 1: Die Initiative für neue soziale Marktwirtschaft (INSM)
Die Initiative für neue soziale Marktwirtschaft ist eine der bekanntesten Think Tanks in Deutschland. Das genannte Ziel der Initiative: „Wir wollen die Soziale Marktwirtschaft an die aktuellen Herausforderungen der Globalisierung, des demografischen Wandels und die Wissensgesellschaft anpassen. Die Soziale Marktwirtschaft hat sich über Jahrzehnte bewährt – doch auch erfolgreiche Konzepte müssen fortlaufend auf ihre Zukunftsfestigkeit überprüft und modernisiert werden. Daraus ergibt sich für uns dringender Reformbedarf in folgenden Politikfeldern: Arbeitsmarktpolitik, Wirtschaftspolitik, Umwelt- und Energiepolitik, Sozialpolitik und Bildungspolitik.“
Dafür werben sie mit bekannten Gesichtern der Sozialen Marktwirtschaft, so zum Beispiel Ludwig Erhard, Helmut Schmidt und Willy Brandt. Es kommt einem so vor, als wolle die INSM wirklich mehr für den Bürger, als für Konzerne.
Doch das ist nur das Wunschbild. Die INSM setzt sich in ihren Grundsätzen für einen starken Neo-Liberalismus ein. Durch das Programm 2020 soll die Gesellschaft in diese Richtung geleitete werden, so dass mehr Marktmacht entsteht und der Staat abrückt von der Sozialen Marktwirtschaft.
Beispiel 2: Der European Round Tabel (ERT)
Der ERT ist eine Organisation der 45 Wirtschaftsführer, der große europäische, transnationale Firmen angehören. Ziel ist es eine langfristige wirtschaftsfreundliche Situation in der EU zu schaffen, indem man sich mit der EU-Kommission und einzelnen Kommissaren trifft und Strategien entwickelt, um somit den Integrationsprozess zu steuern. Die Gründung fand 1983 statt. Grund war die wachsende Unzufriedenheit über den nationalen Einsatz für wirtschaftliche Interessen innerhalb der Europäischen Union. Das Ziel damals bestand darin, industrielle Strategien in Kooperation mit EU-Institutionen zur wirtschaftlichen Situation zu entwickeln. Danach begann der ERT relativ schnell damit, Statements und Pressemitteilungen an die Öffentlichkeit zu geben und politische Memoranden vorzulegen. Dadurch war er aktiv an der Forcierung der europäischen Binnenpolitik beteiligt. Der ERT ist kurz gesagt ein exklusiver Klub, der die Interessen von europäischen multinationalen Firmen vertritt. Die Grundüberzeugung des ERT ist der Glaube, dass die Gesellschaft von einem dynamischen wert-schöpfenden Industriesektor profitiert und die Wertschöpfung gesteigert wird, wenn die EU sich an die festgelegten Strategien hält. Die ERT verfolgt dabei auch konstant das Ziel, die politische Flexibilität zu fördern und unterstützt europäische Betriebe in ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
