44 Jahre verbrachte Otis Johnson im Gefängnis. Das Leben außerhalb war für ihn ein Kulturschock. Smartphones, Ohrenstöpsel und Erdnussbutter mit Marmelade. Sowie die Sache mit der Freiheit.
„Ich habe eine lange Zeit einfach hier gestanden und mir diese verrückten Sachen angeschaut.“ Das ist der Preis den Otis Johnson für die Freiheit zahlt. Er ist ein Fremder in der heutigen Welt. Vor 44 Jahren kam Johnson, wegen Mordes an einem Polizisten ins Gefängnis. Da war er 25 Jahre alt – heute ist er 69.
Ein Filmteam von AlJazeera begleitet Johnson und zeigte, wie es sich für ihn in einer fremden Welt anfühlt.
Probleme mit der neuen Welt
Besonders erstaunt war er über all die Leute, die mit Ohrenstöpseln herumlaufen. „Ich dachte:Ist denn jetzt jeder bei der CIA? Sind nun alle Agenten?“ Ebenso muss sich Johnson noch an die ganze Smartphones gewöhnen. „Manche Menschen gucken gar nicht, wo sie langgehen. Das finde ich erstaunlich“, sagt der 69-Jährige.
Seinen ersten Besuch am Times Square in New York, wird er auch nicht mehr vergessen. Leuchtreklame, Straßenkünstler, Videobanner – und dieses seltsame Verhalten der Menschen. „Ich musste feststellen, dass alle Leute mit sich selbst redeten.“
Erdnussbutter und Marmelade – bunte Getränke
Die Geschichte von Otis Johnson ist eine traurige. Er kam, wie er sagt, zurecht in den Knast. Aber nun fühlt er sich, wie auf einem anderen Stern. Hinzu kommt die Einsamkeit: „1998 ist der Kontakt zu meiner Familie abgebrochen. Als ich rauskam, war ich allein. Das macht mich sehr traurig, ich vermisse meine Familie.“
Lachen kann Johnson aber auch noch, besonders wenn das Leben unglaubliche Überraschungen bereithält. Erdnussbutter mit Marmelade zum Beispiel. Und bunte Getränke, Pinke, Grüne und Violette. „Ich esse und trinke so viele verschiedene Dinge jetzt. Wenn ich sehe, was die alles haben. Ich probiere alles aus.“
In die Zukunft schauen
Das Gefängnis prägte Otis Johnson, 44 Jahre lang. Er ist noch immer der Kerl, der im Gefängnis saß. Das wird auch bleiben. Doch er will sich nicht darauf reduzieren lassen, der Gesellschaft, so Johnson, sei er nichts schuldig – auch wenn die Gesellschaft dies denkt.
Johnson hat sich entschlossen, in die Zukunft zu schauen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. „Ich will nicht immer darüber nachdenken, warum Dinge so gekommen sind, wie sie sind. Ich will und werde nach vorne blicken!“
Am Ende sagt er ist „es ist einfach schön, in Freiheit zu sein und unter Menschen“.
nm