„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“ [Zitat von Hanns Joachim Friedrichs]
Das ist wohl eines der bekanntesten Zitate, die einen guten objektiven Journalismus beschreiben. Im Journalismus Studium hört man diesen Satz spätestens in der dritten Woche des ersten Semesters. Beschreibt er doch genau das, was einen guten Journalisten ausmachen sollte: Objektivität und Distanz. Schaut man sich dann jedoch den Titel des neuen Spiegels an: „Stoppt Putin Jetzt“ hat man das Gefühl es ist vorbei mit dem guten, sachlichen und distanzierten Publizismus.
Auch viele andere Medien springen auf den Zug auf, ganz vorne die Springer Medien. Die Bild enthüllt angebliche Beweise für die Schuld von Putin. Focus titelt im online Auftritt: „Wer stoppt Putin?“ Als Bild dient der russische Premier vor einem Jet der russischen Fliegerstaffel. Neben vielen Artikel über Putins Schuld kursierten gestern auch einige Artikel über das Privatleben des „Machos“ [Bild online]. Seit gestern weiß man nun auch, dank Spiegel-Online, dass die Angestellten von Wladimir Putin ihn liebevoll „Zar“ nennen.
Nun ist Putin bei weitem kein Menschenfreud oder ein herzensguter Mensch. Jemand der Homosexualität unter Strafe stellt, eine Halbinsel widerrechtlich besetzt und Kritiker im eigenen Land ins Gefängnis steckt ist sicherlich keiner der Menschen ,die man gerne in seiner Nachbarschaft leben hätte. Momentan jedoch kommt es einem so vor, als würden alle Medien sich selbst wiederholen. Dass die Bild kein Bollwerk des Pressekodex darstellt, ist mehr als ein offenes Geheimnis. Doch als meistgelesene Zeitung in der Bundesrepublik hat die Bild Verantwortung zu übernehmen und objektiv zu berichten. Wer die MH17 abgeschossen hat ist noch unklar und so sollte man es auch vermitteln. Es ist wahrscheinlich, dass Separatisten, möglicherweise mit russischer Unterstützung, die Maschine trafen. Aber ist das stichhaltig bewiesen?
General a.D. Egon Ramms, ehem. ranghöchster deutscher Nato Vertreter sagte in einem Interview mit Frontal 21: „Ein Abschuss aus Russland, dabei ist die Entfernung von Russland bis hierher [ anm. d. Red.: Abschussort] etwas 60 Kilometer Luftlinie zu groß, dabei hätte man ein anderes System nehmen müssen.“
Im Pressekodex ist die Sorgfaltspflicht gekennzeichnet, ob diese noch so strikt eingehalten wird, ist fraglich. Der Spiegel ist in seinen Artikel objektiv, wobei der Titel des neuen Spiegel nicht seriös ist. Putin ist kein „Gutmensch“, das ist Fakt aber durch diese teils „einseitige“ Berichterstattung wird der Journalismus schwer beschädigt.
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Aus dem Pressekodex:
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Ziffer II – Sorgfaltspflicht
Recherche ist unverzichtbares Instrument journalistischer Sorgfalt. Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben. Ihr Sinn darf durch Bearbeitung, Überschrift oder Bildbeschriftung weder entstellt noch verfälscht werden. Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen. Symbolfotos müssen als solche kenntlich sein oder erkennbar gemacht werden.
Der Artikel gefällt mir, die aktuelle Berichterstattung zeigt mal wieder eindeutig wo die BRD politisch angesiedelt ist. Trotz der hehren Ansprüche, s. a. Zitat von Friedrichs, ist es im Journalismus oft auch so wie in anderen Berufen… Wes Brot ich ess des Lied ich sing, wirklich „authentischer“ Journalismus ist auch im sogenannten „freien Westen“ rar, sondern wir Bürger erfahren nur das, was den „Herrschenden in den Kram“ passt.