Die Situation in Afghanistan ist düster. Selbst der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler, warnt davor, dass Afghanistan „vor einer Abwärtsspirale“ stehe.
Immer öfter kommen Horrormeldungen aus Afghanistan. Zuerst die Einnahme von Kunduz durch die Taliban und dann die öffentliche Steinigung einer jungen Frau, die offenbar nur der Zwangsverheiratung entkommen wollte. Ein hoher westlicher Regierungsbeamter sagte der „New York Times“: „Es ist den Mitarbeitern der amerikanischen Botschaft jetzt verboten, auf den Straßen zu fahren.“ Nicht einmal mehr die knapp drei Kilometer zwischen Flughafen und US-Botschaft können als sicher betrachtet werden.
Stetige Anschläge in Afghanistan
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Taliban und mit ihnen der radikale Islam zurückkehren. Immer mehr Provinzen fallen de facto unter die Kontrolle der Mudschaheddin. Unbestreitbare Erfolge, die in den 14 Jahren Krieg, errungen wurden stehen auf der Kippe.
Die „New York Times“ berichtete, dass sich nach 40 Jahren Krieg ein florierendes urbanes Leben in Kabul gebildet hatte – unter Schutz der NATO-Truppen. Französische, thailändische, indische oder japanische Restaurants florierten. Nach dem Rückzug der meisten Truppen 2014 änderte sich das Bild jedoch. Spätestens nach dem Anschlag auf das libanesische Restaurant Taverna du Liban, bei dem 21 Menschen starben, hörte die „Musik auf zu spielen“. Wenige Restaurant haben noch geöffnet.
Noch rund 13.000 Soldaten am Hindukusch
Ebenso die schulische Bildung der Mädchen ist ein Erfolg, den die Taliban sofort rückgängig machen würden.
Aus dieser Perspektive heraus fordert der Vier-Sterne General Domröse eine Ausweitung des Einsatzes und Luftangriffe.
Derzeit sind noch rund 13.000 NATO-Soldaten am Hindukusch stationiert. Diese sind aber nur zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Kämpfer da. Dazu zählen auch rund 800 Bundeswehr-Soldaten, die Hauptsächlich in Masar-e-Scharif stationiert sind. Immer wieder fliegen kleine Trupps raus um die afghanische Armee zu beraten und weiterzubilden.
„Die Afghanen hängen in allem hinterher“
Das jedoch funktioniert nicht wie geplant. Mit Schuld ist die Korroption in Afghanistan – eines der korruptesten Länder der Welt. Ein Beispiel sind die Geistersoldaten, Männer die gar nicht im Dienste der Armee stehen, dennoch Sold erhalten.
„Die Afghanen hängen in allem hinterher, bei allen internationalen Playern gibt es mittlerweile Enttäuschung“, sagte der Oberbefehlshaber des Allied Joint Forces Commands am Rand des groß angelegten Nato-Manövers „Trident Juncture“ im spanischen Saragossa.
Eine endgültige Entscheidung wird erwartet
Der endgültige Abzug der Truppen bis 2016 wird zudem wohl nicht stattfinden. Zu prekär ist die Lage am Hindukusch, ist sich die deutsche Politik einig. US-Präsident Barack Obama sieht dies ebenfalls und hat verkündet, dass die US-Truppen nun auch in voller Stärke über 2016 hinaus im Land bleiben. Deutschland Italien und England haben deutlich gemacht, ebenfalls mitzuziehen. Eine grundlegende Entscheidung wird für Anfang Dezember erwartet.
So verbleiben die US-Truppen nun auch in voller Stärke über 2016 hinaus im Land. Deutschland, Italien und England haben deutlich gemacht, ebenfalls mitzuziehen. Eine grundlegende Entscheidung wird für Anfang Dezember erwartet.
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