Der Islamische Staat nimmt immer weitere Teile des nordafrikanischen Landes ein. Ein Land das so gespalten ist, dass es sich nicht einmal richtig verteidigen kann. Zwei Regierungen – Militante Gruppen und Radikale Milizen kämpfen um die Vorherrschaft in Libyen.
Gewaltherrschaft, Diktatur, Demonstration, Unruhe, Bürgerkrieg, internationale Intervention, Übergangsregierung, weitere Gefechte, Islamischer Staat – So kurz und knapp lässt sich der Weg den Libyen in den letzten Jahren gegangen ist beschreiben. Von einer Gewaltherrschaft zu einem Failed-State der nun von IS-Schergen angegriffen wird. Doch alles der Reihe nach.
Während Gaddafi
Muammar al-Gaddafi übernahm 1969 die Macht in Libyen und richtete schnell ein diktatorisches System ein, indem er permanente Revolutionsführerschaft ausübte. Durch den Öl-Reichtum des Landes wurde die Bürger gut versorgt. Im Human Development Index (HDI) war das Land führend in Afrika und wies einen HDI vergleichbar mit Russland und Brasilien nach. Auch um Schulbildung stand es in dem nordafrikanischen Land gut. Es wies die höchsten Schulbesucherzahlen Afrikas auf und soll noch vor den USA und Frankreich gelegen haben.
Trotzdem war Korruption an der Tagesordnung und Regimekritikern wurde meist sehr kurzer Prozess gemacht. Der Öl-Reichtum verhalf dem Land zum Aufschwung, doch Gaddafi reagierte mit eiserner Faust.
Bürgerkrieg
Da immer mehr Kritikern und vermeintlichen Despoten der Prozess gemacht wurde, dass von dem Öl am Ende nur die Freunde vom Herrscher profitierte und das Gaddafi selbst ein Vermögen von über 80 Milliarden Dollar hat, während Menschen auf der Straße verhungern – ging dem Volk dann zu weit. Als der arabische Frühling dann auch Libyen erreichte, versammelten sich die Menschen und gingen auf Straße.
Die Stimmung kochte mehr und mehr hoch und im Februar 2011 begann dann ein Bürgerkrieg. Schnell ergriff die NATO Partei und unterstützte die „freiheitsliebenden“ und „demokratischen“ Rebellen. Es wurde eine Übergangsregierung gebildet und mithilfe von britischen Elitesoldaten wurde Gaddafi festgenommen und getötet. Im Laufe des kurzen Bürgerkriegs starben um die 30.000 Menschen. Nach Gaddafis Tod soll in Libyen jetzt die Scharia gelten, verkündet Mustafa Abd al-Dschalil für den Übergangsrat. Gesetze, die dem Islam widersprächen, seien unwirksam.
Doch damit war noch keine Ruhe eingekehrt, weitere Gefechte zwischen den verfeindeten Gruppen und Clans standen nun an der Tagesordnung. Die Übergangregierung hatte außerhalb von Tripolis keine Macht. Dann passierte das fast unglaubliche, im Sommer griffen islamische Milizen die Hauptstadt an und nahmen sie ein. Seitdem gibt es zwei Regierungen in einem auseinandergerissenen Land. Neben Clans, Militärs und Regierungen die sich bekämpfen, versuchen die Schleuser ihr florierendes Geschäft mit Flüchtlingen aufrecht zu erhalten.
Der Islamische Staat
Ende 2014 wurde bekannt, dass der IS erstmals offen in Libyen agiert und Dörfer eingenommen hat. Hinzu kommt der Feind aus den eigenen Reihen. Die Mittelmeer Stadt Misrata gilt als Hochburg libyscher Islamisten, viele davon sympathisieren mit dem Islamischen Staat. Nach Einschätzung des Außenministers Mohammed al-Dairi könnte Libyen eine Entwicklung wie jene Syriens durchmachen. Das nordafrikanische Land könnte „in einen wahren Bürgerkrieg wie in Syrien gezogen werden“, warnte al-Dairi am Mittwoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Währenddessen fliehen tausende Ägypter aus dem umkämpften Land. Mitte Februar veröffentlichte der IS ein Video indem er ägyptische Christen umbringt. Geschätzt wird, dass mindestens 25.000 Ägypter bereits geflohen sind.
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Anm: In einer vorherigen Version wurde eine libysche-syrische Grenze geschrieben, dies war ein schwerer Recherchefehler – eine Grenze zu Syrien existiert nicht.
