„Wir wählen den einfachen Weg – weil wir zu feige sind, den Schweren zu gehen.“ – Ein Kommentar zu der Forderung nach mehr Prävention und Sicherheit nach den Anschlägen in Bayern. Dazu gehört auch der 9-Punkte-Plan der Bundesregierung
Mehr Überwachung – Mehr Prävention und wenn nötig auch die Bundeswehr im Inneren einsetzen. Das sind die Ziele, die es nun – nach den traurigen und schrecklichen Anschlägen – in Deutschland, aber auch im europäischen Ausland – umzusetzen gilt. Ich muss sagen: Wir machen es uns viel zu einfach. Wir denken schwarz und weiß – die AfD will sogar das Recht auf Asyl für Muslime aussetzen. Aus Angst! Wir handeln in Angst und denken wir befinden uns in der schrecklichsten Zeit aller Zeiten in Europa.
Wir wünschen uns mehr Prävention – wenn nötig auch mit aller Härte und darüber hinaus. Am besten alle gefährlich aussehenden Menschen, ach gleich alle Muslime einsperren. Wir reden von Sicherheit und vergessen dabei, dass es keine Sicherheit geben kann.
Es gab in Europa – nach dem 2. Weltkrieg – noch nie eine Zeit, in der es keinen Terrorismus gab. Ob es die ETA in Spanien, die IRA in Nordirland, Separatistengruppen in Frankreich oder die Rote Armee Fraktion in Deutschland waren. Die höchste Zahl an Opfern, aufgrund von Terrorgruppen, gab es im Jahr 1979. In einer freien Gesellschaft muss man damit leben, denn es wird immer Gruppen geben, die diese mit allen Mitteln angreifen wollen.
Es gibt jedoch zwei Arten von Terror, die gefährlich sind – wir befinden uns grade auf dem Weg in einen noch gefährlicheren Terrorismus. Einen staatlichen Terrorismus, eine Überwachungsstaat – für den Sicherheit, mehr als das freie Denken und Handeln zählt. Natürlich ist es möglich, mehr Sicherheit zu gewährleisten und die Anzahl der Terroranschläge auf fast 0 zu setzen. Doch um welchen Preis? Während der DDR gab es kaum Terroranschläge, dafür wurde jeder – klassifizierte Staatsfeind – eingesperrt. Während des dritten Reiches gab es kaum Bombenanschläge auf die Bevölkerung. Doch um welchen Preis? Jeder, der nur ein falsches Wort sagte – oder von seinem Nachbarn diffamiert wurde – konnte eingesperrt werden oder gleich getötet.
Wohin es führt – Überwachung um jeden Preis durchzusetzen – können wir aktuell in der Türkei erleben. Erschütternd waren die Anschläge der PKK und des IS in Istanbul und Ankara, bei denen auch Deutsche ums Leben kamen. Doch nun, nach dem Putsch, alle wegzusperren, die einem nicht passen –darunter sind auch Terroristen – ist das viel größere Verbrechen.
Mit unserem Angstgedanken und der daraus resultierenden Forderung nach mehr und immer mehr Sicherheit und Prävention rutschen wir in eine Spirale, die irgendwann nicht mehr aufzuhalten ist und sicher nicht mit unserer demokratischen und offenen Art vereinbar. Wir wählen den einfachen Weg – weil wir zu feige sind, den Schweren zu gehen.
