Vor zwei Monaten begannen die Alliierten die Bombardements auf die radikalen Kämpfer des Islamischen Staates (IS) in Kobane. Seitdem verschieben sich die Fronten täglich und der Kampf um die Stadt ist zu einer Schlacht um die Öffentlichkeit geworden. Für Washington ist dies der Wirksamkeitsnachweis im Kampf gegen Terroristen, für die IS-Kämpfer eine Imagekampagne und ein Werkzeug um Dschihadisten anzulocken.
In Videos, Artikeln und Bildern wird täglich über Kobane berichtet. Jeder Zentimeter den die Peschmerga zurückerobern, wird gefeiert und in den Tagesthemen lobend erwähnt. „Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt.“ Diese Worte sagte Ernst Reuter vor 66 Jahren in und über Berlin. Heute kann man sie über die kurdisch-syrische Stadt Kobane sagen. Die Welt schaut auf den Kampf, unablässig und ohne zu zwinkern. Die Effektivität der von den USA geführten Luftschlägen wird diskutiert, die Haltung der Türkei in die Kritik genommen und das Sterben ausgestrahlt.
Der IS kämpft erbittert um die Stadt, die USA fliegen vermehrt Luftschläge. Alles für eine Stadt, die für beide Seiten keinen militärischen oder strategischen Wert bringt. Es geht nur um Publicity, Öffentlichkeit und das Image. Für Obama geht es darum, sein Gesicht nicht zu verlieren, denn dieses ist eng mit dem Schicksal von Ain Al-Arab (so der Arabische Name von Kobane), verbunden. Der Islamische Staat dagegen kann mit einem Sieg seine Überlegenheit über den Westen propagieren. Doch auch für die Kurden ist ein Sieg wichtig, bringt ein solcher sie näher an einen eigenen kurdischen Staat. „An diesem Punkt ist die strategische Bedeutung der Stadt für die psychologische Wirkung und die öffentlichen Wahrnehmung wichtig“, so Eliot A. Cohen, ein Militärhistoriker an der Paul H. Nitze School of Advanced International Studies und ehemaliger Beamter in der Regierung von Präsident George W. Bush.
Die Stadt ist zu einem Tummelplatz für Krieger jeden Couleurs geworden. Die eine Seite der Stadt wird von kurdischen Truppen gehalten, unterstützt durch amerikanische Bomber in der Luft. Die militanten Islamisten halten die andere Seite. Dass keiner der beiden die strategisch nicht wertvolle Stadt aufgeben will, sieht man daran, dass die Alliierten mehr Bomben in Kobane fallen ließen, als überall sonst im Kampf gegen die Terrormiliz. Der IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi sendete für den Kampf um die kurdisch-syrische Metropole einen seiner Top-Kommandeure: Den ehemaligen „Emir von Mossul“, bekannt als „Kriegsminister des IS“. Doch soll der ehemalige Emir am 19. November bei alliierten Luftschlägen in der Provinz Nineve ums Leben gekommen sein. Sollte dies Stimmen, wäre das nicht nur ein militärischer, sondern auch ein öffentlichkeitswirksamer Sieg gegen den IS.
Allgemein verschlechtert sich die Lage des Islamischen Staats mehr und mehr.Besonders seitdem die lokalen Truppen Verstärkung durch die gut ausgerüsteten Peschmerga-Kämpfer aus dem Irak erhalten haben. In einer Pressemitteilung der YPG werden die siegreichen Operationen in und außerhalb der Stadt aufgezählt. Weiter hieß es in der Mitteilung, dass bei Zusammenstößen fünf Terroristen getötet wurden.
Auch im Irak gerät der Islamische Staat in die Defensive. So soll es nach über fünf Monaten einer Einheit der irakischen Polizei gelungen sein, die Erdöl-Raffinerie in Baidschi zurückzuerobern. „So Gott will, wird Baidschi zum Hauptschlüssel für die Befreiung des ganzen Irak“, sagte der Kommandeur der Sicherheitskräfte der Provinz einem lokalen Sender.
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