Die Bundesregierung fördert ein Energie-Projekt in Indien. Wir haben daher mit Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatsekretär im BMZ, gesprochen.
Sie fördern eine Projekt in Indien zur Beseitigung von digitalen Unterschieden, bei Verwendung von erneuerbaren Energien. Wieso ist das wichtig?
Silberhorn: Nicht nur in Indien, in vielen Entwicklungsländern wird der Hunger nach Energie viel größer, die Bevölkerung wächst. Viele Regionen sind gar nicht an Energie und an Telekommunikation angebunden. Es ist eine riesige Aufgabe diese Versorgungsinfrastruktur auszubauen, sicherzustellen, aber gleichzeitig unsere Klimaschutzziele zu erreichen. Deswegen setzen wir viel darauf, dass Entwicklungsländer bei den neuesten Technologien einsteigen und dass sie nicht auf Technologien von gestern setzen, sondern auf Technologien von morgen. Deswegen ist es wichtig, dass Entwicklungsländer bei erneuerbaren Energien einsteigen. Sie werden auch keine Telegrafenleitungen mehr bauen, sondern sie setzen auf mobile Kommunikation. Und das Projekt der TH Nürnberg verbindet das in sehr interessanter Weise mit Solarenergie und Windenergie und Telekommunikation eine Versorgungsinfrastruktur zu legen, die man dezentral in vielen Dörfern, ohne einen Netzanschluss, betreiben kann. Das hat Potential für nachhaltige Entwicklung in vielen Regionen der Welt und in Indien wollen wir damit anfangen.
Inwiefern ergeben sich aus so einem Projekt vielleicht auch Vorteile für Deutschland? In Umweltfragen, wirtschaftlich und für Partnerschaften?
Wir bringen zunächst unser Know-How ein, aber wir exportieren nicht einfach Technologie aus Deutschland, sondern das was hier umgesetzt werden soll, muss vor Ort entwickelt werden mit Experten aus Indien, die das anpassen auf ihre Gegebenheiten, auf ihre Situation. Und daraus ziehen wir auch einen Nutzen, zu verstehen, wie die Bedarfe in anderen Ländern sind. Auch Technologie entwickelt sich in diesen Ländern. Es ist ein Treiber von Innovation. Denn diese Innovation gerade im Bereich Telekommunikation, aber auch erneuerbare Energien, findet ja nicht nur bei uns statt, sondern auch in den Entwicklungsländern, wo wir die Bedarfe von außen oft gar nicht kennen. Und deswegen lohnt sich durchaus auch für uns diese Partnerschaft.
Bei dem Projekt spielt Dezentralisierung eine wichtige Rolle. Inwiefern ist vielleicht das Prinzip der Dezentralisierung auch auf Süddeutschland anwendbar, bis die Nord-Süd-Trasse fertig ausgebaut ist?
In Deutschland haben wir ein bisschen andere Voraussetzungen. Wir haben ja eine starke Industrialisierung in Deutschland von daher brauchen wir natürlich auch leitungsgebundene Energien. Die haben wir auch. In vielen Ländern der Welt wird man auf leitungsgebundene Energie aber nicht setzen können, weil es nicht nur teuer ist, sondern weil es auch viel zu lange dauert, um Energieversorgung vor Ort in die Gesellschaft, an die Bürger heranzubringen. Und deswegen spielen Offgrid-Lösungen eine so zentrale Rolle, weil man so viele abgelegene Regionen überhaupt erst mit vertretbarem finanziellen und zeitlichen Aufwand erreichen kann. Gerade in Entwicklungsländern lebt eine Großteil der Bevölkerung in ländlichen Gebieten und deswegen ist es da auch von besonderem Nutzen auf solche Offgrid-Lösungen zu setzen. Sie sind sicher kein Allheilmittel, aber ein ganz wichtiger Baustein.
Vielen Dank.
