Krisenherde gibt es in Afrika genug, die Nachrichten sind voll davon. Viele afrikanische Organisationen kritisieren, dass nicht über das wirtschaftliche Potential geredet wird. Wir haben nachgefragt.
Zur Person: Olayinka Elizabeth Adekunle ist Executive Director von AWYO e.V. Die gebürtige Nigerianerin setzt sich für eine stärkere Vernetzung von Deutschland und Nigeria ein.
Die African Women and Youth Organization (AWYO e.V.) ist eine Nonprofit-Organisation, die sich der Bildung, dem Empowerment und der Vermittlung von Kompetenz verpflichtet hat. Sie richtet sich in erster Linie an Frauen und Jugendlichen afrikanischer Herkunft, mit dem Ziel, sie dazu zu ermächtigen, eine aktive, selbstbewusste Rolle in den Entscheidungsprozessen ihrer Gemeinschaften zu spielen. AWYO identifiziert soziale Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung, sowie Bildung und ökonomische Unabhängigkeit als Schlüsselfaktoren für die Entwicklung junger Afrikaner als gleichberechtigte Anteilseigner ihrer Gemeinschaften. AWYO unterhält sowohl ein Büro in Berlin, als auch in Nigeria.
Bei einer Veranstaltung Ende letzten Jahres sprach Abdu Mukhtar, Chief Strategic Officer der Dangote Group, aus Nigeria. Hauptinhalt waren dabei die Zukunftschancen des Wachstumsmarktes Afrika. Dort sagte er, dass bis 2020 Afrika ein Bruttoninlandsprodukt (BIP) gleich der USA haben wird. Wie ist ihre Meinung dazu, ist das vorstellbar?
Ja, das ist vorstellbar. In den letzten drei Jahren habe ich eng mit der Regierung in Lagos zusammengearbeitet und allein in Lagos wohnen offiziell über 10 Millionen Menschen, inoffiziell noch mehr. Bei uns in Nigeria gibt es einen stark wachsenden Markt. In meinem Bereich, der Landwirtschaft, zum Beispiel gibt es mittlerweile Diskussionen über „Aggraprocessing“ und erneuerbare Energien. Es wird mehr und der Markt ist da. Es ist Zeit für die deutschen Unternehmer, in Afrika zu investieren. Afrika wächst so oder so. Mit Deutschland oder ohne Deutschland. Alle Statistiken belegen das, was Mukhtar sagte. Natürlich gibt es auch Risiken in Afrika, unsere Bürokratie, Unterschiede in Standards, aber die Zukunft liegt in Afrika.
Wenn man in Europa an Afrika, im besonderen an Nigeria denkt, denkt man an Ebola und Boko Haram. Bei den ganzen Krisen, die es immer wieder auf dem afrikanischen Kontinent gibt, inwieweit ist es dann für ein deutsches Unternehmen sinnvoll dort zu investieren?
Ich muss erst mal sagen, dass ich darauf keine Richtige Antwort habe. Ich kann aber sagen, dass in Nigeria, ich spreche für mein Heimatland, nicht alles okay ist und die Sicherheit nicht hundertprozentig garantiert werden kann. Aber es ist nicht alles so schlimm, wie man es in Europa immer in der Presse liest. Es gibt Risiken und es gibt Krisen. Dies macht aber fünf bis zehn Prozent Nigerias aus, in den Nachrichten liest sich das wie 95 Prozent. Es werden nicht die Wirtschaftschancen thematisiert. Immer wenn ich meinen Fernseher anmache, wird von Krisen geredet. Zu Boko Haram: Das Militär ist strikt gegen die vorgegangen und momentan ist alles unter Kontrolle. Die Regierung tut alles nötige gegen Boko Haram und Ebola ist in Nigeria schnell besiegt worden. Denn auch für die Regierung geht es ums Geschäft. Lagos zum Beispiel ist eine Megacity und braucht immer mehr Strom. Deshalb geht es um Sicherheit und neue Wege. Auch unsere Regierung will zum Beispiel erneuerbare Energie und Biogasanlagen. Am besten aus der BRD, denn deutsche Waren sind immer gefragt.
In Europa und Deutschland gibt es den Begriff der „Corporate Social Responsibility“, bedeutet das sich die Unternehmen auch für das Wohl der Bürger in dem Land einsetzen. Wie weit ist man bei dem Thema in Nigeria?
Wenn wir Dangote als Beispiel nehmen, er (Aliko Dangote – CEO der Dangote Group) ist einer der größten und mächtigsten Unternehmer in ganz Afrika und er fordert mehr Human-Kapital. Deshalb vergibt er Stipendien, von der Grundschule bis zu Universität. Er macht viel, er spendet – er macht einfach viel.
Dann kommen wir zur letzten Frage. Welche drei afrikanischen Länder sind für sie die wirtschaftlich Stärksten?
Bis jetzt war es immer Südafrika, nun jedoch eher Nigeria. Kommt aber auf die Sichtweise an. Die Prognosen für Nigeria gehen von einem wirtschaftlichen Wachstum von fünf bis zehn Prozent jedes Jahr aus. Deshalb wähle ich Nigeria, Südafrika und Ghana. Ghana ist in der Politik und der Wirtschaft relativ stabil, weitaus stabiler als die beiden großen Länder.
