Etwas versteckt, abseits der Hauptstraße führt eine kleine Straße zu einem der wenigen Museen, die es in Ruanda gibt – zum Naturhistorischen Museum. Ohne die Beschilderung wäre das kleine, rosa Gebäude wohl kaum als Museum zu erkennen. Doch nicht nur das Innere des Gebäudes bietet Spannendes, auch das Haus selbst ist ein Kulturerbe.

Das naturhistorische Museum im Richard Kandt Haus
Museum und Kulturstätte
Fast wäre das Gebäude verschwunden, wie all die anderen Gebäude aus der Deutschen Zeit in Ruanda. Denn rings um das Kandt-Haus stehen kaum Gebäude und wenn, dann neue, einfache Häuser. Dass die ehemalige Residenz des ersten deutschen Generalresidenten heute so erblüht, liegt an der Kooperation der Regierungen von Deutschland, Ruanda und des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, die 2000 das Gebäude komplett renovierten, um dort ein Museum unterzubringen.
In den Räumen sind verschiedenste Mineralien, Steinwerkzeuge, Tierknochen aus Ausgrabungen und präparierte Tiere zu bestaunen. Während man durch die Räume geführt wird, wird man gleichzeitig durch Ruanda geführt. So fängt man bei den präparierten Tieren an, darunter ein Leopard und ein Zebra, die man im Osten Ruandas im Akagera Nationalpark in freier Wildbahn finden kann. Ein weiterer Raum zeigt verschiedenste Mineralien aus Vulkangestein, die sich im Westen finden lassen. Von dort ziehen sich die großen Vulkane bis zur Grenze Ugandas. Im Museum lassen sich hier Bilder und Knochen der dort lebenden Berggorillas entdecken.
Das Highlight aber bietet ist das vier Meter lange, ausgestopfte „Man-Eater“ Krokodil. Wichtig ist es hierbei, mal den Blick zur Decke zu erheben: Hier hängt das Skelett des Menschenfressers. Neben dem Krokodil steht zwei brauen Schuhe. „Die hat man, beim aufschneiden, aus dem Krokodil geholt“, erzählt der Führer, der uns durch das verwinkelte Museum begleitet. Die Fischer des Kivu-See, die die Bestie töteten, sollen erzählt haben, dass dieses Krokodil schon einige Menschen gefressen habe. Daher auch der vielsagende Name: Man-Eater.
Der Arzt und Afrikaforscher Richard Kandt
Ein weiter Raum widmet sich dem ehemaligen Bewohner Richard Kandt. Hier stehen seine Gaslampe und sein Schreibtisch auf dem er sein Werk „Caput Nili – Eine empfindsame Reise zu den Quellen des Nils“ geschrieben haben soll. Bis heute genießt Kandt in Ruanda ein hohes Ansehen. Er war es, der einst als erster Generalresident seiner Majestät die Stadt Kigali erschuf, indem er zwei Diagonale auf seiner Ruandakarte zeichnete und den Schnittpunkt wählte. Der Name der Stadt leitet sich von dem höchsten der Berge, dem Mount Kigali, ab.
Ein Highlight in diesem Raum ist die riesige Karte, die zeigt, auf welchem Weg Richard Kandt nach der Quelle des Nil suchte. Er fand auch eine Quelle des weißen Nil im Nyungwe-Wald, im Süden Ruandas.
Wilde, giftige Tiere
Im Ausgangsbereich befindet sich ein länglicher Raum, in dem große Schautafeln hängen, die die Entstehung Kigalis zeigen. Ein Bild zeigt den damaligen König, nachdem er den Schutzvertrag der deutschen Unterzeichnete, unter der Fahne des deutschen Kaiserreichs.
Für alle, die nach den ausgestopften Tieren auch noch Lebende sehen wollen, ist im Garten ein Haus mit Terrarien eingerichtet. Hier finden sich verschiedenste giftige Schlangen aus Ruanda, darunter auch eine schwarze Mamba. Allerdings fällt auf, dass die Terrarien extrem klein sind, besonders im Vergleich zu Schlangenterrarien in deutschen Zoos.
Der Beitrag erschien zuerst auf der Seite Afrika.PolTec-Magazin.de
