Kaputte Helikopter, nicht ausreichend Personal, kaputte Minenboote und kaum Transportmaschinen – so ungefähr ist der jetzige Stand des deutschen Militärs. Dabei wollte doch Deutschland eine neue Verantwortung in der Welt übernehmen und auch militärisch für Sicherheit sorgen.
Ein Kommentar
Man kann sich viel aufregen über den derzeitigen Stand der Bundeswehr, denn es ginge teilweise schneller aufzuzählen was funktioniert, als was nicht funktioniert. Auch der Wehrbericht bescheinigte dies. Dazu kommt eine steigende Unzufriedenheit der Soldaten. Diese lässt sich auf mehrere Punkte zurückführen. So ist ein Hauptpunkt die nicht ausreichende Zahl an Soldaten. Immer mehr von ihnen müssen und mussten innerhalb eines Jahres in einen Auslandseinsatz. Dabei sollten eigentlich 20 Monate Pause zwischen den Missionen sein. Es droht eine Überlastung. Auch zweifeln immer mehr Rekruten an der „Sinnhaftigkeit ihres Dienstes“ und fühlen sich körperlich und intellektuell unterfordert. Laut einer Studie gab jeder Dritte der Rekruten, die im großen und ganzen mit ihrer Zeit bei der Bundeswehr zufrieden waren, an, „nichts Nützliches gelernt“ zu haben.
„Die Studie zeigt, dass die Konstruktion dieses freiwilligen Wehrdienstes falsch ist“, sagte Hans-Peter Bartels (SPD), Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Bundestag, der Welt am Sonntag. „Es gibt nur feste Dienstposten für 5000 Rekruten. Alle, die darüber hinaus kommen, müssen sich wie das fünfte Rad am Wagen fühlen.“
Doch das ist nicht alles. Neben Personalmangel und fehlerhafter Konstruktion der Personalstruktur fehlt es an obligatorischen Dingen. Durch stetige Reformen bei der Bundeswehr spielt sich kein einheitlicher Ablauf ein. Immer wieder werden grade renovierte Standorte geschlossen und Einheiten verlegt. Dabei müssen die Soldaten oft in veraltete Unterkünfte umziehen. Auch eine wirkliche Planung kommt so nicht zustande. Ein Beispiel ist die Heeresfliegertruppe, 2013 noch als „Zukunftspersonal“ bezeichnet. Dort müssen nun 300 Stellen für Hubschrauberpiloten abgebaut werden.
Seit 1989 hatte Deutschland neun Verteidigungsminister. Zum Vergleich hatte die Bundesrepublik im selben Zeitraum fünf Außenminister, darunter zweimal Frank-Walter Steinmeier (2009 in der ersten Großen Koalition und derzeit). Jeder der neun Bundesminister der Verteidigung hatte einen eigenen Reformplan mit einem eigenen Namen. So sprachen die Planer einst unter anderem von „Heeresstruktur 5“, „Transformation“ und „Neuausrichtung“. Das so nichts funktionieren kann ist eigentlich logisch.
Was ebenfalls nicht funktioniert ist die Anschaffung eines modernen Transportflugzeugs, dabei haben die veralteten Transall Maschinen immer mehr technische Probleme. Immerhin werden diese Maschinen schon seit 1967 eingesetzt. Seit den achtziger Jahren liegen Planungen für ein „Future Large Aircraft“ in Bonn vor. Eine mögliche Option damals war die Antonow An-70. Sie hätte nur noch unwesentlich weiterentwickelt werden müssen. Das Problem war, dass sie aus Russland und der Ukraine kam,weswegen man sich am Ende für ein eigenes europäisches Flugzeug entschied. Es sollte von der Airbus Group entwickelt werden. Die Idee der A400M war geboren. Doch bis heute ist diese nicht einsatzbereit, da es immer wieder zu Verzögerungen und technischen Problemen kam. Dabei sollte sie seit 2008 die Transall ablösen.
Ironisch ist die Tatsache, dass der Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan nur unter Inanspruchnahme von russischen und ukrainischen Transportflugzeugen gemeistert werden konnte. Dies waren Maschinen des Typs Antonow. Auch Hilfsgüter der Bundeswehr in den Irak werden mit Flugzeugens dieses Typs befördert. So startete am 22. August eine Antonow An-124 von Leipzig/Halle nach Erbil, Hauptstadt der autonome Kurdenregion im Irak. Beladen war die von der Bundeswehr gecharterte Maschine mit knapp 70 Tonnen Ausrüstung.
Fazit: Bestellt man ein Flugzeug bei Airbus, um nicht auf eine russische Maschine zurückzugreifen, sollte man gleich Geld zurücklegen, um die Mietkosten für die Flugzeuge russischer Bauart zu bezahlen.
Mittlerweile kostet das Projekt A400M übrigens elf Milliarden Euro mehr als ursprünglich geplant. Eine einzelne Maschine beläuft sich statt geplanten 125 Millionen nun auf 175 Millionen. Das ist immerhin eine Steigerung um 40 Prozent. Das kann am Ende nur noch der Berliner Hauptstadtflughafen überbieten.
Titelbild: Flickr, CC – Airwolfhund
A400M Bild: Julian Herzog – CC 3.0 – wikimedia
