Die Anschläge in Frankreich sollen sie gemeinsam geplant und durchgeführt haben. Doch wie passt das zusammen? Droht eine neue Terror-Allianz aus Al-Quaida und dem Islamischen Staat?

Bekannt war bisher vor allem eine Abneigung des Al-Quaida Führers Aiman al-Zawahiri gegenüber dem Islamischen Staat. So vertrat er die Ansicht, der IS (damals noch ISIL) sei zu brutal, da er auch willkürlich Muslime umbringt. Auch ließ Zawahiri in Richtung der neuen Terrororganisation verlauten: „Betreibst du den Jihad überall, betreibst du ihn nirgendwo“.
Eine öffentliche Kooperation der beiden Organisation schien ausgeschlossen, da die Hauptzelle von Al-Quaida auch allen Quaida-Ablegern verbot, mit dieser Organisation offen zusammen zu arbeiten. Trotzdem gab es Sympathiebekundungen, besonders von der somalischen Al-Shabaab Miliz.
„Vereinfacht gesagt ist Al-Quaida diejenige Organisation, die sich als natürliche Avantgarde des Kampfes aller Jihadisten sieht, deren Führungskräfte durchweg eine akademische Ausbildung haben, die kollektive Entscheidungen fällen und die den Zeitpunkt zur Ausrufung des Kalifats für verfrüht halten“, sagt Joachim Krause, Terrorismusforscher und Direktor des Kieler Instituts für Sicherheitspolitik dem Magazin web.de. „IS steht eher für die bildungsfernen Aktivisten mit einem starken und charismatischen Führer an der Spitze, die lieber heute als morgen das Kalifat ausrufen wollen und die noch um Vieles brutaler vorgehen als Al-Quaida.“
Laut vieler Experten besteht kein Grund zu der Annahme, dass der IS und Al-Quaida zu einer Organisation verschmelzen. Stattdessen bekämpfen sie sich offen im syrischen Bürgerkrieg. Jedoch schmieden sie auch taktische Allianzen. Der Supermarkt-Geiselnehmer Amedy Coulibaly sagte gegenüber einem französischen TV-Sender, dass er Mitglied des IS sei und die Aktion gemeinsam mit Said und Cherif Kouachi geplant habe. Dass einer der Drahtzieher in Paris Mitglied des Islamischen Staates war, hat wohl eher mit persönlicher Freundschaft zu den Brüdern zu tun, als mit einem Zusammenschluss.
Der IS bemüht sich stärker als sonst um neue Rekruten und die Bildung neuer Zellen, wie sich aus jüngst stattgefundener Kommunikation schließen lässt. Derweil expandiert Al-Quaida ebenfalls. Im September verkündete Al-Zawahiri, dass die Organisation nun auch in Indien vertreten sei, um dort ein Kalifat aufzubauen. Seit dem Erstarken und dem extrem schnellen und massiven Landgewinn des Islamischen Staats ist es schwieriger geworden neuer Kämpfer für die eigene Sache zu gewinnen. Mittlerweile ist der heilige Krieg des IS für junge Rekruten anziehender, als der von Al-Quaida.
In einem Interview mit der BZ sagte Terrorismus-Expertin Elham Manea dazu: „Al-Quaida und der Islamische Staat versuchen sich im Kampf um die Führung der internationalen Jihadisten-Szene gegenseitig zu übertrumpfen. Der Islamische Staat ist darum bemüht, seine jihadistisch-islamistischen Visionen in den von ihm kontrollierten Gebieten umzusetzen. Dazu ist Al-Quaida nicht in der Lage. Also könnte die Gruppe nach Europa ausweichen, um dort mit Terroranschlägen auf sich aufmerksam zu machen.“
