Woher kommt der IS, was ist das Ziel und mehr. Die wichtigsten Fragen rund um den IS beantwortet, so dass sie jeder verstehen kann.
Nach den Anschlägen in Paris fragen sich wieder mehr und mehr Menschen, was genau hinter dem Islamischen Staat steckt. Wer genau diese Gruppe ist, die sich zu den mörderischen Terrorangriffen bekannt hat und was sie mit solchen Taten bezwecken will. Wir haben hier die Antworten.
Was ist der IS?
Die einfachste und direkte Antwort ist: Der Islamische Staat (auch ISIS – Islamischer Staat im Irak und Syrien oder Daesh) ist eine terroristische Vereinigung, die einer fundamentalistischen Ideologie folgt und große Teile Syriens und des Iraks kontrolliert.
Der IS ist aber komplexer.
Der Islamische Staat ist ein de facto Staat. Zudem nimmt er für sich in Anspruch, der einzig legitime Staat für alle Muslime zu sein. Laut Selbstauffassung befindet sich der IS zudem im Krieg mit allen Nationen und Menschen die keine „wahren Muslime“ sind oder diese radikal-ideologischen Standards haben. Der IS befindet sich in einem, selbst auferlegten „Endkampf“ – gegen alles was für ihn falsch ist.
Zudem ist der IS eine militärische Organisation, die plant und Strategien entwirft. Der IS hat es geschafft, binnen kurzer Zeit die sozialen und ökonomischen Probleme der Region zu nutzen, eine Armee aufzustellen, Schlachten zu gewinnen und ein Territorium zu erobern.
Wie finanziert sich der IS und gibt es nicht eine Infografik die mir das erklärt?
Hier wird es komplex und deshalb gibt es eine Infografik, die das erklärt.
Was will der IS mit den Anschlägen in Europa bezwecken – und gibt dafür nicht ein kurzes Erklärvideo?
Natürlich gibt es hierzu ein Video. Einfach kurz anschauen und dann bei Punkt 4. weiterlesen.
Warum betitelt der Islamische Staat sein Gebiet als Kalifat und was ist ein Kalifat?
Ein Kalifat ist ein Islamischer Staat, zudem sollte ein Kalifat mehr als ein einfaches muslimisches Land sein – das Kalifat soll die gesamte muslimische Welt repräsentieren. Der Kalifen ist dann der Repräsentant aller Muslime. Anders als es der Papst für die katholische Kirche ist, ist der Kalif nicht nur religiöser Führer, er ist zudem auch der politisch-militärische Anführer aller Muslime.
Der Islamische Staat will mit dem Ausruf des Kalifats mehrere Dinge zeigen: Einerseits, dass sie die einzige wahre Autorität des Islam sind und somit auch die einzige rechtmäßige Vertretung für Muslime dieser Welt. Zudem wollen sie an die vergangen glorreichen Zeiten anknüpfen, indem sie den Begriff Kalifat verwenden.
Weiter soll es zeigen, dass der IS seinen Eroberungsfeldzug nicht aufhört bis alle mehrheitlich muslimischen Ländern, oder Länder die in der Vergangenheit dem großen muslimischen Maurenreich angehörten, wieder vereint sind. Für Jihadisten sind das folgende Länder:
Ganz wichtig: Wie kann der IS gestoppt werden?
Das ist eine Frage, die sehr schwer zu beantworten ist, da auch hier einige Faktoren ausschlaggebend sind.
Faktor 1: Der syrische Bürgerkrieg muss beendet werden und eine friedliche Lösung gefunden werden.
Probleme: Die Situation ist derzeit so verfahren, mit unterschiedlichen Interessensgruppe und Loyalität, dass dies sehr schwierig ist. So unterstützen Russland und der Iran das Assad-Regime, während Saudi-Arabien anfangs den IS hochrüste, nun jedoch moderate Islamisten finanziert. Gleichzeitig befinden sich der Iran und Saudi-Arabien in einer Art „Kalter Krieg“ und kämpfen um die Vorherrschaft im Nahen Osten – unter anderem auch im Jemen. Dort unterstützt der Iran die Huthi-Rebellen, während Saudi-Arabien dort Luftangriffe auf ebenjene Rebellen fliegt.
Zudem kommen die Angriffe Erdorgans auf die von den USA und Europa unterstützten Kurden. Ebenso die Luftangriffe Russlands auf die moderaten Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA), deren Regierung im Exil in Frankreich ist.
Faktor 2: Eine militärische Lösung alleine reicht nicht – es braucht auch eine politische.
Militärisch alleine ist der IS nicht zu besiegen. Das Gebiet könnte man der Terrorgruppe abnehmen, aber ohne eine politische langfristige und länderübergreifende Lösung wird es nicht gehen. Zudem muss die irakische Regierung stabilisiert werden, der Schaden den Maliki (bis 2014 irakischer Premierminister) verursachte – die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten – muss rückgängig gemacht werden.
All dies ist sehr schwierig und wirklicher Fortschritt ist kaum ersichtlich. Die Syrien-Verhandlungen in Wien versuchen genau diese Faktoren zu berücksichtigen und eine Lösung finden. Noch wird jedoch zurecht darauf verwiesen, dass bei den Syrien-Verhandlungen keine syrische Partei anwesend war.
